An diesem Morgen stehen wir zeitig auf, das Lagerfeuer wird entfacht und der obligatorische Tee wird aufgesetzt. Zu essen gibt es geröstetes Brot, denn, da das Fladenbrot relativ schnell feuchtigkeit aufnimmt, ist dies die einfachste Art dennoch zu einem schmackhaften Frühstück zu kommen. Abgesehen davon, sind die morgentlichen Temperaturen auch recht frostig, und so sind wir froh um jeden Wärmespender.
Bevor wir mit der Packerei beginnen stehen noch kosmetische Operationen auf der Tagesordnung: Es gilt die überaus lästigen Akazienstacheln zu entfernen, bevor sie sich durch dir Reifen arbeiten können. (Vier Wochen Später sollte sich eine Spitze eines solchen Stachels zuhause in Deutschland dann durch die Karkasse gebohrt haben, sodaß ich eines Morgens vor einem unerwarteten Plattfuß stehen sollte...) Nach dieser Suche nach der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen starten wir zügig zur heutigen Etappe.
Noch sind wir nicht auf der richtigen Piste angekommen. Also geht es zurück zur Kreuzung bei Km 44 und wir versuchen das laut Reiseführer bei Km 69 auftauchende Bergwerk zu finden. Leider bleiben wir erfolglos und die Piste wird im kleiner, bis sie für uns an einem Wadi endet. Dieses Schammloch wollten wir beim besten Willen nicht durchqueren, außerdem ist das nach unserer Karte auch nicht nötig.
Mittels GPS-Navigation fahren wir
nach Oum_Jrane und finden wieder die Piste, die uns nach Zagor führen
soll.
Unterwegs entdecken wir während wir auf einer riesigen Lehmebene
dahinheizen eine Staubwolge am Horizont. Währenwir eine kurze Pause
einlegen (häufige Flüssigkeitsaufnahme ist bei den
schweißtreibenden mittaglichen Temperaturen ein absolutes Muß)
nähert sich diese Wolke und entpuppt sich als LKW-Konvoi - wahrscheinlich
auf dem Weg über die (illegale) Grenze nach Algerien...
Die Piste wird immer schlechter, Kies und Schotter, große Steine bis hin zu Felsbrocken machen die Fahrt zum Eiertanz. Kaum vorstellbar, da"s diese Piste von den uns entgekommenden Lastwagen passiert wurde. Mit 50-70 km/h bewegen wir uns Zagora entgegen. Bei der mittaglichen Rast, die wir ca. 200m abseits der Piste an der einzigen schattenspendenden Stelle weit und breit abhalten, passieren uns weitere LKWs. Zum glück sind uns diese Monstren nicht auf der Piste begenet. Mit ihren bis zu 1,50m hohen Reifen sind sie für einen Motorradfahrer doch äußerst respekteinflößend - ganz zu schweigen von der hierzulande üblichen Qualität der Bremsen...
Nach einer ausgiebigen Rast fahren wir weiter. Irgendwann haben wir Michael aus
den Augen verloren. Phil und ich halten an, da wir glauben er sei hinter uns.
Als er nach einer viertel Stunde noch nicht kommt sind wir dann doch ein wenig
beunruhigt. Kurz später höhren wir aus der Ferne ein Rufen.
Er hatte uns also doch überholt - und war nun irgendwo vor uns in dem
unübersichtlichen Geröllfeld versteckt. Nach einiger Ruferei ist
klar, daß er ca. 100m vor uns hinter einer Biegung steht und aus irgend
einem Grund nicht mehr zu uns zurückfahren will.
Wir fahren also recht verwundert los, doch 80m später kennten wir den Grund.
Auf der Piste, die hier quer durch einen kleinen Hügel führt, liegen
plötzlich einige halbmetergroße Felsbrocken, die wir mit unserem
Tempo von 50 gerade mal so mit viel Glück umrunden können - und Michael?
Der steht grinsend mit gezückter Kammera daneben, und murmelt etwas von
geilen Action-Photos... So sind sie halt, die Mopedfahrer.
Gegen 14 Uhr erreichen wir dann Zagora, repektive den dortigen
Campingplatz Sindibad. Während man dort gerade die
lokalen Datteln erntet gönnen wir uns ersteinmal eine ausgiebige
Duche.
Während wir warten, daß diese auch frei wird, entdecken wir den dortigen
frischgepreßten Orangensaft - genau das Richtige nach den staubigen
Pistenkilometern. Nach neun Gläsern war dann leider der Vorrat an Orangen
erstmal erschöpft.
Wir machen uns auf um in der Stadt für Michael eine Wasserpfeife zu finden. Er kennt allerdings nur die ägyptische Bezeichnung dafür - aber mit "Rgilla" können die hiesigen Händler irgendwie nicht viel anfangen. Nach langen Beschreibungen und Zeichnungen fällt dennoch der Groschen. Der Abend ist aber dann gelaufen - und die Händler vertrösten uns auf Morgen: "Morgen Mittag kommt mein Neffe mit einer Karawane aus der Wüste - der bring eine wunderschöne mit..." - man wird sehen...
Da es hier seit langem mal wieder ein Telefon gibt, versuchen Michael und
Phil ihre Freundinnen zu erreichen. Michael hat auf Anhieb Glück, Phil
sollte aber treuer Stammkunde der örtlichen Telefonstube werden...
Wir erfahren daß in deutschland wohl Schnee liegen soll. Wir nehmen's
in T-Shirts gelassen und kaufen auf dem örtlichen Markt erstmal
Datteln und Erdnüsse (eine Spezialität die Michael aus Ägypten
mitgebracht hat - man nehme eine Erdnuns lege sie an Stelle des Kerns in die
Dattel und verspeise diese...)
Phil und ich sind noch nicht so ganz überzeugt davon und nehmen
sicherheitshalber noch in Zucker geröstete Erdnüsse mit...
Abends gönnen wir uns im Campingplatz-Restaurant ein Steak, welches aber
auf dem Teller dann kaum auffindbar ist - aber dafür recht viel kostet.
Wir nehmen's gelassen und fallen todmüde in unsere Zelte...
P.S.:
Wer noch Fragen hat kann mir gerne mailen.