Mit einem weinenden und einem lachenden Auge schlagen wir früh morgens
unsere Zelte ab, frühstücken und packen um uns auf den Weg zu machen.
Voher müssen wir aber noch die Ketten ordentlich spannen - der Sand und
die absichtlich unterlassene Schmierung fordern ihren Tribut (allerdings
hatten wir schon lange keine so sauberen Hinterradfelgen mehr, wie nach den
letzten Dühnentouren - woher das wohl kommmt...)
Die folgenden Tage sind der eigentliche Grund für unsere Tour. Durch
die endlosen Weiten der ausläufer der Sahara, auf einsamen Pisten
'gen Westen - Wir sind voller Erwartungen, und diese sollten nicht
enttäuscht werden...
Wir machen uns also auf die Piste und erreichen nach 40 relativ einfachen
Pistenkillometern Rissani. Kurz vor der Ortschaft gönnt sich Phil
samt seiner Maschiene ein Schlammbad. Spätestens hier zeigt sich,
daß Phil mit seiner Bemerkung, daß Rissani einer der
größten Touri-Fallen weit und breit sei, gar nicht so falsch liegt.
Im nu stehen zig Kinder um die Machiene fingern an allem 'rum und stehen
im Weg.
Nachdem Phil erstmal seinen edlen, nun leicht verbogenen Kofferträger
inspiziert hat, wird das Moped mit vereinten Kräften wieder aufgestellt
(wobei allerdings die meißten Kräfte für das Fernhalten
der Kinder draufgeht...)
Kaum steht die Maschiene wieder geht's auch schon los - wo es anderswo
hieß: "Donnez moi un Diram" heißt es hier gleich
"Donnez moi cinque Diram !" - Inflation eben. Wir ahnen Arges, und lassen
die schreiende Meute hinter uns. Im Ort bekommen wir im Restaurant homeopathische
Speise-Mengen und sollen dafür auch noch Unsummen bezahlen. Wir
Diskutieren nicht lange und lassen den Wirt mit der ursprünglich
vereinbarten Summe zurück.
Wir geben feste Fersengeld und kommen wenig später nach Mecissi
wo wir ersteinmal in Ruhe Tanken.
Wir biegen ab auf die Piste nach Zagora. Mit einer ausführlichen
Pistenbeschreibung im Reiseführer, einem GPS und Phils Tactical Chart
(1:500000 Fliegerkarte) schaffen wir heute noch 60 km.
Bei einem falschen Abbieger hinter Fezzou kommt dann der Hammer des
Tages. Phil, der mal wieder vorrausfahren darf
erwischt in einem kleinen Ort eine eingetrocknete LKW-Lehmspur bei Tempo
60. Als er sich mit viel Mühe und Glück aus der Spur herausreißen
kann und glücklich ist keinen Abgang gemacht zu haben, muß er
aber leider festtellen, daß eine einen Meter hohe Lehm-Wand erschreckend schnell
auf ihn zukommt. Das war denn doch zu viel des Guten und er nimmt ein
ordentliches Stück aus der Mauer mit.
Als wir (wegen der hohen Staubentwicklung auf solch trockenen Pisten) einige
Minuten später an die
Unglücksstelle kommen, ahnen wir Arges:
Sollte es das etwa gewesen sein?
Ein verletzter Endurist, eine geschrottete Maschiene - das dürfte dann
wohl das Aus dieser Tour bedeuten...
Aber erstmal nach Phil sehen - der meint nur, fassungslos vor seiner, an die
Mauer gelehnten Maschiene stehend: "Mit mir ist alles in Ordnung - aber mein
Moped!!!"
Ergo wird seine Maschiene untersucht ... Hm ... Der Tankschutzbügel hat
nur 'nen Kratzer ... Das Platik der Verkleidung ist auch noch heil - muß
also das Rad in die Mauer eingeschlagen sein ... also Vorderrad anheben und ...
kein Achter zu sehen - kein Schlag in der Felge ... bleiben nur noch die
teuren Standrohre ... aber ein Eintauchtest samt einer ausgiebigen Peilung
ergeben, daß auch diese nichts abbekommen haben...
Womit dann belegt währe, daß eine 89er Twin offensichtlich
stabieler gebaut ist, als eine 35cm dicke marokkanische Lehmmauer.
(Monate später, zurück in Deutschland, zeigt sich bei Tempo 180, daß
dieser Vorfall einen kleinen Achter in Phils Vorderfelge hinterlassen hatte;
Well - shit happens...)
Wir sind beruhigt, satteln wieder auf und begeben uns auf die Suche
nach der richtigen Piste...
Als die Dämmerung herienbricht schlagen wir unser Lager in der Nähe
eines trockenen Flußbettes auf, suchen fleißig Feuerholz,
und Genießen die Leere bei einer ordentlichen Portion Spaghetti
Bolognese. Bei einigen Bechern Minztee genießen wir den Sonnenunterang
und den Wolkenlosen nächtlichen, Sternenübersähten Himmel...
P.S.:
Wer noch Fragen hat kann mir gerne mailen.