Die Nacht birgt ein echtes Problem: Nachdem die letzte (erste)
Übernachtung im Freien relativ gut gelaufen war, waren wir auch deismal
zu faul, unsere Zelte aufzustellen. Doch die Strafe sollte nicht lange auf
sich warten lassen.
Leider hatten wir nämlich zwei Kleinigkeiten nicht
berücksichtigt: zum Einen, daß das Landesinnere Marokkos zum Atlas hin
ständig ansteigt, also almählich zu einer Hochebene wird und zum
Anderen, daß wir immer mehr in Wüstenähnliche Gebiete
vorstießen - und das ganze zudem noch im Winter; Obwohl es also
tagsüber bis zu 25Grad Celsius hatte wurde es nachts plötzlich
empfindlich kalt.
Das alleine wäre noch nicht allzu schlimm gewesen - hatten wir doch alle
drei recht gute Daunenschlafsäcke dabei. Lieder kam da aber noch der Tau
hinzu, der nach Mitternacht allmählich immer tiefer in die uns umhüllenden
Daunenschichten eindrang. Es war dann schließlich so kalt, daß
wir trotz langer Unterhose und Pullover uns alle halbe Stude umdrehen
mußten, weil die dem Boden abgewandte Seite einfach saukalt war.
Eine kleine Nachlässigkeit also, die Phil später noch einige
unangenehme Probleme bescheren sollte...
Nachdem wir daher noch vor Sonnenaufgang ausfgestanden sind, und uns erstmal mit klammen Fingern ein richtig schön warmes Feuer samt Tee und Kaffee gemacht haben, werden wir dann mit einem wunderschönen Sonnenaufgang über der Hochebene belohnt. Die ersten Ausläufer des Atlas sorgten dabei für ein stielechtes "Atlas-Glühen".
In dieser Kulisse gibt es dann also geröstetes Brot, Rührei und Tee, nebenbei werden Schlafsäcke und Isomatten in der wonnig-warmen Morgensonne getrocknet, anschließend Zelte und Kochutensielien gereinigt und verpackt - Eine Prozedur also, die sich in den nächsten vier Wochen allmorgentlich wiederholen wird.
Dann wieder auf zur Piste! Auf zum Col de Tagalm (1907m), vorbei an
Berberdörfern, vorbei an winkenden Kindern (noch werfen sie zum
Glück nicht mit Steinen oder Stöcken) und vorbei an verschreckten
Fahrradfahrern.
Mittag machen wir in einem der zahllosen Verlassenen Dörfer aus
Lehmhäusern. (Sie werden weniger aus Landflucht verlassen, sondern
traditionell nach eingen Jahren, da es offensichtliche günstiger ist
neue zu bauen, dals die Alten wieder instand zu setzten.)
Allmählich kommen wir ins Atlasgebirge, mit seinen wunderschönen
Bergen und vor allem Kurven - die Alpen könnten nicht schöner sein
- wäre da nicht das problem mit den Reifen - denn für extreme
Schräglagen auf Asphalt, noch dazu bei voller Beladung, sind sie einfach
nicht gebaut...
Ein kleiner Photoabstecher in den "Oued Ziz" bringt dann den ersten
sinnvollen Einsatz dieser Grobstoller. Erst geht's über einen kleinen Trampelpfad,
dann mußten wir noch über einen 2m breiten Bewässerungsgrabe -
der Haken dabei ist, daß nur zwei dicke Holzbohlen (breite zusammen ca. 40cm) hinüber
führten. Aber Phil juckte das nicht die Bohne, und so bleibt uns nichts
anderes übrig als es ihm gleich zu tun, und das flaue Gefühl in der
Magengrube zu ignorieren - und das Ganze bei voller Beladung...
Das Panorama und ein wenig Kiesbett-heizen ist die Belohnung - leider ist
das eine Ende der Kiesbank dann doch matschiger als es auf den ersten Blick
schien...
Weiter nach Er Rachidia zum Volltanken und Einkaufen. Dann zur ersten
Sehenswürdigkeit (oder sollte ich vielleicht doch besser "Tourie-Falle"
sagen...) kurz: zur "Blauen Quelle".
Und hier dürfen wir auch in aller arabischen Ruhe unsere ersten
Erfahrungen mit Teppich- /Antiquitätenhändlern sammeln ("...wie ?
Du willst nicht feilschen !?! ...") Nach 1001 Teppichen und einigen Gläsern
pappsüßen, köstlichen Tees sind wir dann um durchschnittlich
20DM ärmer und um einige Ringe, Schals und "Kreuz-des-südens-Kettchen"
reicher ("...alles echt silber..." - zumindest bis man sie dem
nächsten Händler zeigt, der dann meint, wo man denn den Schund her
hätte denn nur bei ihm wäre "alles echt silber"...)
Wir machen uns auf nach Tafilalet, einer fruchtbaren Oasensenke, und nach eingen tausend Zwischenstopps, um die atemberaubenden Farbenspiele der Taalränder im Abendlicht auf Film zu bannen, suchen wir im schwindenden Licht unseren heutigen Rastplatz. Ca 20km vor Erfoud finden wir dann diesen 300m neben der Starße, und versuchen die zwie erstandenen Holzblöcke mit dem hier wachsenden trockenen Grasbüscheln zu entfachen... Nachdem wir alle einigermaßen trockenen Büschel im Umkreis von 100m eingesammelt, die Spaghetti und denn Tee gekocht haben, glühten die beiden dann auch bis zum nächsten Morgen duch...
P.S.:
Wer noch Fragen hat kann mir gerne mailen.